www.zendvd.net Zen Shiatsu Meridian Experience TCM Masunaga Qi Chi St.Gallen www.yogawelt.com

Shiatsu – Ein Gespräch mit Gareth Callister

Was bedeutet Shiatsu „mit einem Wort“
Die direkte japanische Übersetzung für Shiatsu ist “Fingerdruck”.
Es ist eine Massageform, die ihren Ursprung in Japan hat und mit Dehnung und Akupunkturtechniken arbeitet.
Allerdings basiert das WAS oder WO etwas zu dehnen und zu drücken ist auf der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM).

Was hat dich zu Shiatsu geführt?
Ich besuchte vor 10 Jahren einen Yogalehrerkurs in Kathmandu. Dort begegnete ich einem japanischen Studenten, der die Fähigkeit hatte, Schmerzen zu lösen nur indem er sehr einfache Dehnungen und Akupressurtechniken anwandte. – Ich war an der Angel.

Was erwartet mich, wenn ich zu einer Behandlung komme?
Du wirst eine warme gemütliche Atmosphäre vorfinden, deine Behandlung wird auf dem Boden sein auf weicher Unterlage mit Kissen und Wolldecken, damit es dir so wohl wie möglich bist.
Am besten trägst du leichte Baumwoll- oder Naturfaserkleider, da du während der Behandlung deine Kleider angezogen behältst.
Eine Behandlung dauert ca. 50 – 60 Minuten und während dieser Zeit dürfen Gedanken kommen und gehen, es ist eine sehr meditative Richtung.

Die Diagnose besteht darin, dass weiche und harte Areale ums Hara abgetastet werden, wenn der weichste und der härteste Punkt gefunden sind, kann die Behandlung beginnen.
Jedes diagnostische Areal bezieht sich auf einen Meridian, das heisst es wird somit der Meridian behandelt.

Was ist ein Meridian?
Ein Meridian ist ein Transportsystem für Chi (Qi), grad so wie beim Yoga die Nadis ein Transportsystem sind für Prana – für mich gibt es fast keinen Unterschied zwischen diesen zwei Systemen, durch beide fliesst die Lebenskraft.

Du kannst dir einen Meridian vorstellen wie einen dünnen Schlauch, in dem Wasser (Chi) fliesst (wie in untenstehendem Diagramm, es fliesst vor allem im Gewebe – das ist aber mit blossem Auge nicht zu sehen). Entlang der Meridiane gibt es spezifische Kontrollpunkte und genau hier würde der Akupunkteur seine Nadel einstecken – im Shiatsu werden keine Nadeln gebraucht, aber der Druck von Finger, Daumen, Ellbogen oder des Knies.
In einem total gesunden Körper fliesst Chi unbehindert, wenn es jedoch irgendwo schmerzt, ist das Körpergewebe bei der schmerzenden Stelle entkräftet (der Schlauch wird abgedrückt resp. gedehnt, wird schwach oder geschwollen) – dann wird der Chi-Fluss unterbrochen und er weiss nicht, wohin er fliessen soll – hier kommt Shiatsu zum Spiel, wo die gestressten Areale, die den normalen Chi-Fluss zurückhalten, entspannt, erlöst werden.
Jeder Meridian hat seine eigene Qualität bezogen auf die 5 Elemente Feuer, Erde, Wasser, Holz und Metall (ähnlich dem Yogasystem: Holz und Metall können ersetzt werden mit Äther- und Luftelement).

Was ist der Unterschied zwischen Shiatsu und Akupunktur oder Akupressur?
Shiatsu ist nicht invasiv, d.h. greift nicht in die Privatsphäre ein - es werden keine Nadeln oder Geräte gebraucht in der Behandlung.
Es werden die gleichen Meridiane und Akupunkturpunkte gebraucht, aber total andere Techniken, um diese zu aktivieren oder zu verlangsamen.

Kommen Leute nur zu dir, wenn sie ein physisches Problem haben?
Ein grosser Prozentsatz von Menschen kommt mit physischen Unpässlichkeiten, aber ein Teil dieser körperlichen Schmerzen ist entstanden durch ein unterschwelliges mentales oder emotionales Ungleichgewicht.

Eine mentale oder emotionale Last äussert sich irgendwann und irgendwo im Körper, das ist ein total natürlicher menschlicher Prozess – das macht die mentale Last leichter, sie verwandelt sich aber dann in einen physischen Schmerz. Wenn das nicht geschieht, wird der mentale/emotionale Stress schliesslich zu unvorhersehbarer Überlastung führen.

Ok, das heisst also, dass mentaler Stress, der sich im physischen Körper ausdrückt, nicht so gefährlich ist.

Normalerweise wird mentaler Stress im Körper nur temporär gespeichert, er wird sich dann zeigen als Muskelschmerz, Rücken-, Kopfschmerzen, Hautirritationen, Herzrhythmusstörungen etc. etc.
Während er für eine Zeit im Körper gespeichert ist, wird das Unterbewusstsein eine Erinnerung daran behalten. In dieser Zeit kann die Person eine Erfahrung gewinnen oder ein Wissen erfahren, das mit dem ursprünglichen mentalen Stress zu tun hat – dann ist der physische Stress erlöst (automatisch)... ja, du hast es erraten, der ursprünglich mentale Stress zeigt sich wieder... aber jetzt ist die Person ausgerüstet, sich ihm zu stellen und der Stress löst sich in Luft auf...

Und wenn die Person nicht damit fertig wird?
Du hast sicher in Yogalektionen schon erfahren, dass Leute manchmal spontan weinen oder sonstige Emotionen zeigen während oder nach der Stunde, das ist so eine Art von Ausdruck eines unausgesprochenen mentalen/emotionalen Stresses, ein Prozess ist ausgelöst.
Ärger, Sorgen, Furcht, Trauer und Freude sind emotionaler Ausdruck, der uns hilft beim Überleben – sie sind Teile eines Feedback-Systems. Die Tendenz des Menschen ist üblicherweise, einzutauchen und stecken zu bleiben in nur einer dieser Emotionen, meist für eine nur kurze Dauer. Diese Emotionen bringen natürlich Stress und Schmerzen. Der Trick dabei ist nun aber, sich des Prozesses bewusst zu sein, in dem man ist – der Moment in dem das geschieht, ist da, wo Heilung beginnen kann.

Manchmal braucht es einen Anstoss oder Impuls – hier wiederum kommt Shiatsu mit rein – nicht nur mit physischen Inputs, aber auch mit verbaler Beratung.

Wie korrespondiert Shiatsu mit Yoga?
Auf vielerlei Art …

Wenn du irgendeinen Teil des Körpers drückst, dehnst oder drehst, hat das eine Auswirkung auf den ganzen Körper, daher bringen bestimmte Yogastellungen auch bestimmte voraussehbare Gefühle hervor, da du dann tatsächlich auf bestimmte Meridiane drückst und so deren Fluss von Prana (Chi) veränderst.
Beispiel: du macht Namaskara mudra und drückst die Daumen gegen deine Brust, d.h. du berührst direkt den Herzmeridian: der physische Druck bringt eine mentale und emotionale Antwort von Mitgefühl, Ruhe und Kontakt mit dem Selbst hervor, das sind alles herzgebundene Gefühle.

Ich verschreibe oft Yogastellungen als Nachbehandlung und damit kann die Person auch selbst aktiv zu ihrer Gesundheit beitragen.

Dies führt zu einem interessanten Gedanken: wenn du deine Yogastellungen nur am Rande oder in Extremform machst, vielleicht auch ohne Achtsamkeit, kannst du die Auswirkung voraussehen und damit umgehen?